
Blasenschwäche (Harninkontinenz)
Viele Menschen leiden unter Blasenschwäche (Harninkontinenz), aber das Thema wird oft als Tabu angesehen und selten beim Arzt angesprochen. Dabei kann den meisten Betroffenen geholfen werden!
Harninkontinenz bedeutet, dass man den Urin nicht zurückhalten kann. Sie kann vorübergehend oder dauerhaft sein und hat verschiedene Ursachen:
- Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz): Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, weil die Blase nicht richtig verschlossen ist.
- Dranginkontinenz: Urinverlust bei starkem, unaufschiebbarem Harndrang.
- Gemischte Stress-Dranginkontinenz: Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.
- Reflexinkontinenz (neurogene Blase): Urinverlust durch Schäden oder Erkrankungen der Nerven, die die Blase steuern.
- Überlaufinkontinenz (Überlaufblase): Urinverlust, wenn der Druck in der vollen Blase den Schließmuskel übersteigt.
- Extraurethrale Harninkontinenz: Die Ursache liegt außerhalb der Blase.
Zur Untersuchung von Harninkontinenz gibt es verschiedene Methoden:
- Zystometrie: Messung des Blasendrucks.
- Urethradruckprofil: Messung des Drucks in der Harnröhre.
Nach der Diagnose können spezielle Übungen, Medikamente oder eine Operation helfen.
Bitte sprechen Sie uns ohne Scham an, wenn Sie solche Probleme haben. Wir wissen, wie belastend Harninkontinenz sein kann und dass sie sogar soziale Kontakte erschweren kann. Wir beraten Sie gerne zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung.
Blasenschwäche (Harninkontinenz)? Wir sind für Sie da!
Um Ihnen die bestmögliche Behandlung zu bieten, ist eine gründliche Untersuchung bei einem Facharzt oder einer Fachärztin für Urologie unerlässlich.
Warum ist das wichtig?
Alle Formen der Blasenschwäche sollten von einem Spezialisten abgeklärt werden. Dazu gehören:
- Urin- und Ultraschalluntersuchungen
- Harnflussmessungen
- Blasen- und Harnröhrendruckmessungen
- Untersuchungen der Muskelspannungen des Beckenbodens (Urodynamik)
In manchen Fällen sind auch spezielle Röntgenuntersuchungen notwendig, um die genaue Ursache zu finden.
Zögern Sie nicht, uns bei Fragen oder Problemen zu kontaktieren. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen!
Belastungsinkontinenz
Bei Belastungsinkontinenz verliert man typischerweise Urin bei körperlicher Anstrengung. Bei leichteren Formen passiert das vor allem bei schwerer körperlicher Arbeit. Auch Husten, Lachen oder Niesen können zu Urinverlust führen. In schweren Fällen tritt der Urinverlust sogar in Ruhe oder im Liegen auf. Besonders Frauen sind betroffen, oft durch eine Schädigung des Beckenbodens nach mehreren vaginalen Entbindungen. Seltenere Ursachen sind Fisteln zwischen Scheide und Blase, die durch Verletzungen, Operationen oder Strahlentherapie entstehen können. Auch Männer können betroffen sein, zum Beispiel nach einer Prostataoperation.
Dranginkontinenz
Dranginkontinenz führt zu unkontrolliertem Urinverlust, der mit plötzlich auftretendem Harndrang einhergeht. Der Urin kann nicht bis zur Toilette zurückgehalten werden und entleert sich oft schwallartig. Betroffene haben häufig starken Harndrang und müssen oft zur Toilette, manchmal in sehr kurzen Abständen von weniger als 30 Minuten. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ursachen können bakterielle Infektionen, Blasentumore, Nervenerkrankungen, Rückenmarksschäden oder Fremdkörper in der Blase sein. Oft findet man jedoch keinen Auslöser. Mischformen aus Belastungs- und Dranginkontinenz sind ebenfalls möglich.
Mehr Informationen finden Sie im DocMedicus Gesundheitslexikon.
Trink- und Miktionsprotokoll
Führen Sie über mindestens 48 Stunden eine Tabelle, in der Sie die Trinkmenge, Toilettenbesuche (mit Uhrzeit), Urinmenge, unwillkürliche Urinverluste und Drangepisoden dokumentieren. Dieses Protokoll hilft dem Urologen, das Problem zu objektivieren und Situationen zu erkennen, in denen gehäufter Harndrang auftritt.
Pad-Test
Bei diesem Test tragen Sie eine Inkontinenzvorlage bei gefüllter Blase. Unter definierter körperlicher Belastung oder über einen längeren Zeitraum (24 Stunden) können Urinverluste auftreten, besonders bei Belastungsinkontinenz. Die Vorlage wird anschließend gewogen, um die Menge des Urinverlustes zu bestimmen.
Blasenspiegelung und vaginale Untersuchung
Zur genauen Abklärung einer Inkontinenz ist eine Blasenspiegelung notwendig. Diese Untersuchung ermöglicht es dem Urologen, krankhafte Veränderungen in der Blase zu erkennen. Zudem kann die Beckenbodenmuskulatur und der Blasenschließmuskel beurteilt werden. Bei Frauen wird oft eine vaginale Untersuchung hinzugefügt, um eine mögliche Blasensenkung zu erkennen.
Urodynamik
Diese Messung beurteilt den Ablauf der Blasenentleerung, die Steuerung der Blase durch die Nerven und die Drücke in der Harnblase während des Wasserlassens. Ein dünner Blasenkatheter wird eingeführt und die Blase vollständig entleert. Der Druck in der Blase wird gemessen, während sie computergesteuert mit warmer Kochsalzlösung gefüllt wird. Der Patient wird gefragt, ob und wie stark er Harndrang verspürt, und Urinverluste werden dokumentiert. Wenn die Blase voll ist, wird der Patient aufgefordert, bei liegendem Katheter zu urinieren, um erneut die Druckwerte zu messen. Diese Untersuchung gibt Aufschluss über die Art der Inkontinenz und mögliche operative Therapien. Sie kann auch Hinweise auf ein Risiko für Nierenschäden geben.
Bei der Video-Urodynamik werden parallel zur Druckmessung Röntgenbilder der Harnblase und des Harntraktes angefertigt, um die Arbeit des Beckenbodens und der Harnblase besser zu beurteilen. Diese Untersuchung ist zwar etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft.
Belastungsinkontinenz bei Frauen
Belastungsinkontinenz tritt oft auf, wenn die Beckenbodenmuskulatur und das umliegende Bindegewebe geschwächt sind. Besonders bei leichten Formen kann gezielte Beckenbodengymnastik helfen. Wichtig ist, dass die Übungen regelmäßig und langfristig durchgeführt werden, da eine kurze Therapie von nur 2-3 Wochen nicht ausreicht.
Zusätzlich zur Beckenbodengymnastik kann der Wirkstoff Duloxetin helfen, die Symptome zu verbessern. Ursprünglich ein Antidepressivum, kann Duloxetin Nebenwirkungen haben, besonders bei schneller Dosiserhöhung.
Bei schwereren Fällen gibt es auch operative Möglichkeiten. Häufig wird ein Kunststoffband unter die Harnröhre eingesetzt, entweder durch einen kleinen Schnitt im Bauch (TVT: Tension-free Vaginal Tape) oder durch die Schenkelbeuge (TVT-O: Tension-free Vaginal Tape Obturator). Diese Verfahren sind meist erfolgreich, aber das Bandmaterial kann schwer zu entfernen sein und Nebenwirkungen wie Entzündungen oder Schmerzen verursachen.
Wenn die Belastungsinkontinenz mit einer Senkung des Beckenbodens einhergeht, kann auch ein größeres Netz eingesetzt werden. Hierbei ist eine Mitbeurteilung durch einen Gynäkologen sinnvoll. Eine Alternative ist die Kolposuspension nach Burch, bei der der Blasenhals ohne Netzmaterial angehoben wird. Diese Methode ist ähnlich erfolgreich wie die Bandoperationen, kann aber nach einigen Jahren erneut notwendig werden.
Belastungsinkontinenz bei Männern
Die häufigste Ursache für Belastungsinkontinenz bei Männern ist eine Schädigung des Schließmuskels nach einer radikalen Prostatakrebsoperation, trotz immer besserer OP-Techniken. In den ersten sechs Monaten nach der Operation müssen viele Männer Inkontinenzvorlagen verwenden, aber danach sinkt die Zahl der Betroffenen auf etwa 2-10%.
Während der Rehabilitationsphase ist eine intensive und professionelle Anleitung zur Beckenbodengymnastik besonders hilfreich. Wenn die Inkontinenz langfristig bestehen bleibt und störend ist, gibt es auch operative Möglichkeiten. Je nach Schwere der Inkontinenz können Bandmaterialien wie das Advance-Band oder die Argus-Schlinge eingesetzt werden, um die Harnröhre und den Schließmuskel zu unterstützen.
Bei sehr ausgeprägter Inkontinenz kann ein künstlicher Blasenschließmuskel implantiert werden. Diese Operationen werden in spezialisierten Zentren durchgeführt und haben eine hohe Erfolgsrate. Ein Nachteil ist, dass der Patient den künstlichen Schließmuskel bei jedem Toilettenbesuch manuell bedienen muss. Außerdem besteht ein Infektionsrisiko, das zu weiteren Operationen führen kann.
Dranginkontinenz
Urologen setzen verschiedene Therapien zur Behandlung von Dranginkontinenz ein.
Die Behandlung von Dranginkontinenz beginnt meist mit Medikamenten. Zuerst sollten mögliche Begleiterkrankungen wie Multiple Sklerose erkannt und behandelt werden, da dies die Symptome oft lindern kann. Häufig wird jedoch keine spezifische Ursache gefunden.
Medikamentöse Therapie
Es gibt verschiedene Medikamente, die die Aktivität des Blasenmuskels reduzieren und so Drang- und Inkontinenzepisoden verringern können. Diese Medikamente, bekannt als Anticholinergika, haben ähnliche Wirkprinzipien. Der Urologe entscheidet, welches Medikament am besten geeignet ist, basierend auf Begleiterkrankungen und dem Alter des Patienten. Nebenwirkungen können trockener Mund oder Verstopfung sein, und der Therapieerfolg zeigt sich oft erst nach einigen Wochen.
Botulinumtoxin
Wenn Medikamente nicht helfen, kann Botulinumtoxin eingesetzt werden. Bekannt aus der Schönheitschirurgie, wird es bei hartnäckiger Dranginkontinenz direkt in den Blasenmuskel gespritzt. Dies geschieht während einer Blasenspiegelung unter lokaler Betäubung und ist nicht schmerzhaft. Der Effekt hält 6-12 Monate an, danach muss die Behandlung wiederholt werden. Eine mögliche Nebenwirkung ist, dass die Blase nicht vollständig entleert werden kann, was vorübergehend selbstständiges Katheterisieren erfordern kann.
Operative Maßnahmen
In sehr schweren Fällen, besonders bei chronischen Blasenentzündungen wie interstitieller Zystitis, kann eine operative Entfernung der Blase notwendig sein. Die Harnableitung erfolgt dann über einen katheterisierbaren Nabelpouch, ein Ileumconduit oder eine Ersatzblase (Neoblase).
Alternative Therapien
Für Patienten, die keine Medikamente oder Operationen wünschen, gibt es Biofeedback- und Elektrostimulationsbehandlungen. Die Therapie muss über einen längeren Zeitraum (mindestens 3-6 Monate) selbstständig durchgeführt werden. Der Erfolg ist nicht garantiert.